Einzelhandel steht vor enormen Herausforderungen

Die derzeitige Lage, einen Tag vor der seitens der Landesregierung angekündigten Schließung vieler Geschäfte, war heute noch einigermaßen unklar. Der Inhaber eines in der Korbacher Fußgängerzone ansässigen Geschäftes hatte auch am Nachmittag noch keine konkrete Information dazu, ob er nun schließen muss oder nicht. Weder behördlicherseits noch vom Einzelhandelsverband gab es entsprechende Weisungen. Das Geschäft wird ab morgen aber auf jeden Fall geschlossen bleiben – schon zum Schutz der Kunden und Beschäftigten. Anderen Geschäften, die nicht unter die Sonderregelungen fallen, geht es ähnlich. Für viele ist daher das Servicebüro der Korbacher Hanse e.V. die erste Anlaufstelle. Passen muss man aber – mangels konkreter Informationen – auch dort.

NACHTRAG [17.03.2020 | 17.30 Uhr]

Auch kurz vor Ladenschluss am Dienstag ist die Lage weiterhin recht unklar. Fakt ist, dass die Inhaber betroffener Geschäfte in Korbach ihre Läden aus eigener Entscheidung ab Mittwoch, dem 18. März 2020, geschlossen lassen. Sie orientieren sich dabei einzig und allein an der Vereinbarung der Bundesregierung mit den Ländern. Auch eine Rückfrage bei der Pressestelle der hessischen Staatskanzlei brachte keine Klarheit. Dort verwies man gegen 17 Uhr darauf, dass mit Hochdruck an einer entsprechenden Verordnung gearbeitet werde, die dann am Abend noch auf hessen.de online verfügbar sein würde. Bis dahin treffen die Inhaber betroffener Geschäfte ihre Entscheidung quasi aufgrund der Nachrichtenlage und nach gegenseitiger Rücksprache. Vor allem aber treffen sie ihre für sie selbst folgenschwere Entscheidung aus Verantwortung gegenüber Kunden und Personal.

NACHTRAG [17.03.2020 | 18.45 Uhr]

Inzwischen ist die angekündigte Verordnung der Landesregierung online auf www.hessen.de zu finden und hier als Download verfügbar:

Vierte Verordnung zur Bekämpfung des Corona-Virus
Vom 17. März 2020

Skepsis trotz angekündigter Hilfspakete

Die seitens der Bundes- und Landesregierung vielfach angekündigten Soforthilfen sehen viele ebenfalls kritisch. Dabei handelt es sich vor allem um Kredite, die dann abgesichert durch die KfW durch die örtlichen Hausbanken gewährt werden sollen. Kredite sind aber nun einmal keine Einnahmen aus dem laufenden Geschäftsbetrieb. Anders als diese müssen Darlehen irgendwann wieder zurückgezahlt werden. In Zeiten, in denen der Onlinehandel den stationären Einzelhandel in vielen Bereichen ohnehin schon unter Druck setzt, dürfte das manchem Geschäft auch unter wieder „normalen“ Bedingungen nicht leichtfallen.

Durchhalten – so lautet die Parole für die Korbacher Geschäfte, die morgen ihre Türen für einen kaum abzuschätzenden Zeitraum schließen werden. „Treue halten“ – lautet die Bitte an die Kundinnen und Kunden der Einkaufsstadt. In den nächsten Wochen wird erstmals sichtbar werden, was eine Innenstadt ohne Einzelhandel bedeutet.

Licht am Ende des Tunnels?

Positive Signale kommen hingegen aus China. Dort gibt es – ntv zufolge – nur noch vereinzelte Neuinfektionen und so normalisiert sich allmählich das öffentliche Leben wieder. Eine Situation, auf die wir in Deutschland und sicher auch europaweit noch eine Weile werden warten müssen. Legt man die chinesische Zeitschiene zugrunde, könnten die gerade erst angelaufenen Maßnahmen möglicherweise noch in den Juni hinein andauern, bis die damit angestrebte Eindämmung der Infektionsrate erreicht wurde. Wenns schneller geht, um so besser: Die aktuellen Maßnahmen gemäß  "Vierte Verordnung zur Bekämpfung des Corona-Virus" treten jedefalls zum 19. April wieder außer Kraft.