Handballer brennen auf die Zeit danach

Über die wirtschaftlichen Folgen von Corona für Geschäfte und Gastronomie wird oft gesprochen. Was bedeuten die aktuellen Maßnahmen jedoch für die Sportvereine? Zum Beispiel, für die Korbacher Handballer? Ein Hallensport mit engem Körperkontakt, hat es in diesen Zeiten besonders schwer. Für viele Sportler heißt die spielfreie Zeit nicht nur Verzicht auf ihr Hobby. Es fehlen der Austausch mit Freunden, gesellige Abende und motivierende, sportliche Herausforderungen.

Das FreudichaufKorbach-Team sprach mit Robert Müller über die Situation der Korbacher Handballer. Wie gehen der neue Trainer und seine Spieler mit der Situation um? Wie trainiert man für die Bezirksoberliga, wann man nicht trainieren darf?

Interview mit Robert Müller

FDAK: Robert, wie würdest du die aktuelle Lage um den Handballsport in Korbach kurz zusammenfassen?

Robert: Vorneweg muss ich sagen, dass wir als Abteilung und auch als 1. Männermannschaft die politischen Entschlüsse als absolut sinnvoll und nachvollziehbar ansehen. Die 1. Männermannschaft hätte zu Saisonbeginn im vergangenen Herbst sogar noch ein Spiel bestreiten dürfen, aufgrund des vorrangigen Gesundheitsschutzes der Spieler und auch deren Angehörigen entschied sich die Mannschaft aber dagegen. Nichtsdestotrotz ist die aktuelle Situation für den Korbacher Handballsport sicherlich eine große Herausforderung. Es ist für uns nicht absehbar, wann und in welcher Form wieder unser Hallensport ausgeübt werden kann.

FDAK: Das betrifft sicher nicht nur die erfolgreiche Männermannschaft, oder?

Robert: Welche Folgen die Pandemie für die gesamte Handballabteilung haben wird, lässt aktuell auch nur Mutmaßungen und Befürchtungen zu. Unsere größte Sorge in der Abteilung ist der Verlust vieler Kinder, die bislang immer gerne am Training teilgenommen haben. Die Rückgewinnung der verlorenen Kinder als auch die Neugewinnung von Nachwuchs wird uns sicherlich vor eine große Herausforderung stellen. Letztlich bin ich aber überzeugt, dass uns dies gelingen wird. Denn die Handballabteilung in Korbach lebt von ihrem familiären Zusammenhalt und Familie beinhaltet auch automatisch viele Kinder.

FDAK: Was war deine Motivation, Trainer der Korbacher Handballer zu werden?

Robert: Grundsätzlich war für mich während meiner „Spielerkarriere“ immer klar, dass ich irgendwann mal an der Seitenlinie der 1. Männermannschaft stehen möchte. Die Liebe zu dem Sport und die Verbundenheit zu meinem Heimatverein sind ja kein Geheimnis. Wenn man selbst so lange gespielt hat, dann kann man nicht einfach aufhören und dieses Kapitel vollends abschließen. Für mich bedeutet Handball weitaus mehr als nur Sport treiben. Es füllte nahezu ausschließlich meine vergangene Freizeit aus, Sport treiben, Freunde treffen, den Alltagsstress vergessen und natürlich auch ausgelassen und gesellig feiern. Ich bin in den vergangenen Jahren bereits Jugendtrainer gewesen und habe im Trainerdasein viel Freude erlebt, erst einmal habe ich mich auch da wieder gesehen, da ich aufgrund meiner eigenen Familie nicht wusste, wie viel Zeit ich investieren kann. Als aber der Vorstand auf mich zukam und um eine Veränderung im Traineramt bei der ersten Mannschaft bat, musste ich nicht lange überlegen. Meine Familie gab mir direkt grünes Licht und somit war meine Entscheidung gefallen. Was meine Entscheidung sicherlich deutlich beeinflusst hat, ist die Vision der Mannschaft und das Potential, welches ich in ihr sehe.

FDAK: Das klingt spannend. Was dürfen die Fans der Korbacher Handballer von der ersten Mannschaft unter deiner Regie erwarten?

Robert: Ich möchte die Entwicklung der Mannschaft momentan nicht an sportlichen Zielen festmachen. Viel mehr geht es mir darum, eine neue Einheit zu formen. Eine Mannschaft mit Korbacher Talenten, die Bock darauf hat, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Wenn uns das gelingen sollte, dann bin ich überzeugt davon, dass die sportlichen Erfolge automatisch einhergehen. Das Potential der Mannschaft ist sehr groß, es wird davon abhängig sein, inwiefern die Spieler in den kommenden Jahren zusammenbleiben werden. Mittelfristig ist das Ziel der 1. Männermannschaft irgendwann wieder, um den Aufstieg in die Landesliga mitzuspielen, doch den Druck müssen und werden wir uns zunächst nicht machen, dafür ist die Mannschaft jetzt einfach auch noch zu jung und unerfahren. Jeder Tabellenplatz weiter oben ist ein toller Erfolg und dementsprechend entspannt werden wir auch die kommende Saison angehen. Was ich definitiv sagen kann: Die Korbacher Mannschaft lebt und mit der Abstiegszone wird diese Truppe nichts zu tun haben, wie bereits gesagt, eher im Gegenteil – ohne mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen.

FDAK: Was fehlt dir und deiner Mannschaft am meisten in der spielfreien Zeit?

Robert: Wie bereits oben schon erwähnt, Handball ist für uns alle mehr als nur Sport. Mir fehlen die persönlichen Kontakte, die Gespräche mit Freunden, sich ausgelassen per Handschlag zu begrüßen, Siege und Niederlage gemeinsam zu verarbeiten und den Abend Arm in Arm zu beenden. Aber dabei fehlt natürlich auch der sportliche Reiz, meine Mannschaft und ich waren auf einem guten Weg. Viele „Insider“ hatten den TSV Korbach schon für „tot“ oder kraftlos erklärt, diese hätten wir gerne vom Gegenteil überzeugt. Das verschiebt sich jetzt um eine Saison, aber ich kann mit Sicherheit sagen, darauf brennen wir alle!

FDAK: Wie hältst du in der trainingsfreien Zeit Kontakt zur Mannschaft und wie motiviert ihr euch untereinander?

Robert: Ich denke, das läuft ähnlich wie bei den meisten Mannschaften Sportart übergreifend. Unsere Whatsapp-Gruppe ist aktuell das wichtigste Medium. Im November und Dezember haben wir einmal wöchentlich mit Miranda Schmidt-Robben Online Fitnesstraining durchgeführt. Das hat auch unheimlich viel Spaß gemacht und Schweiß gekostet, alle zogen gut mit, allerdings haben wir es erst einmal eingestellt, weil wir kein Ziel im Sinne von Saisonstart vor Augen hatten.

FDAK: Aber ihr trainiert doch sicher trotzdem weiter ...

Robert: Aktuell trainieren wir über eine Fitness-Team-App. Die Mannschaft hat für den laufenden Februarmonat eine Konditionsaufgabe von mir gestellt bekommen, wenn sie das Ziel erreichen, springt ein Grillabend in lockerer Atmosphäre heraus, dem wir natürlich alle entgegenfiebern. Ansonsten halten sich die Jungs individuell fit, den Leistungsstand werde ich dann beim ersten gemeinsamen Training sehen, aber davor mache ich mir keine großen Sorgen, da ich die Motivation der Jungs kenne. Dabei ist der ein oder andere auch noch sehr eitel und würde sich nicht gehen lassen 😀

FDAK: Kondition und Fitness sind das eine. Beim Handball kommt es doch zudem sehr auf Technik und das Zusammenspiel an. Kann man so etwas auch „kontaktlos“ trainieren?

Robert: Grundsätzlich kann man sicherlich einige Dinge beim Handball auch kontaktlos trainieren. Individuelle Technik, Ballgefühl, taktische Geschichten oder auch Wurfübungen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Nichtsdestotrotz spielen wir Handball, weil wir Bock haben auf die Härte, die Zweikämpfe sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. Nicht umsonst scherzt man über Handballer, dass sie diesbezüglich nicht ganz normal seien, aber genau das macht unseren Sport aus. Eine gesunde Härte ist beim Handball die Basis zum Erfolg. Und wenn ein Spiel körperlich robust und hart war, macht es umso mehr Spaß sich über den Sieg zu freuen.

FDAK: Wagst du eine vorsichtige Prognose, wann es mit den Spielen in der Kreissporthalle weiter geht?

Robert: In meinen Augen wird ein realistischer Zeitpunkt der Start der kommenden regulären Saison im September sein. Gerade wir Hallensportler müssen weitaus vorsichtiger bei der Verbreitung der Viren sein, als Sportler, die draußen unterwegs sind. Sollte das Impfangebot im Laufe der kommenden Monate die breitere Mehrheit der Bevölkerung erreichen, dann sehe ich diesem Zeitpunkt positiv entgegen. Allerdings hoffe ich natürlich auf einen weitaus früheren Trainingsstart in der Halle und auch die Durchführung diverser Freundschafts- und Testspiele.

FDAK: Herzlichen Dank, Robert. Das FREUDICHAUFKORBACH-Team drückt dir und deiner Mannschaft zusammen mit allen Fans des heimischen Handballsports ganz fest die Daumen für eine baldige Normalisierung der Trainingsbedingungen.

Robert Müller in Aktion (Mitte, beim Wurf): als neuer Trainer steckt der erfahrene Spieler auch weiterhin mittendrin im Handballsport.

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