KINGS ROCKCAFE. Seit dem 2. November ist das Kings Rockcafe in der Korbacher Altstadt coronabedingt geschlossen. Was bedeutet das für die Betreiberfamilie Gesine und Thomas Schacht?
FreudichaufKorbach sprach mit Thomas über seine aktuelle Situation, staatliche Unterstützung und die persönliche Einschätzung hinsichtlich der bevorstehenden Lockerungen.
Interview
Thomas Schacht · Kings Rockcafè
FDAK: Thomas, wie würdest du deine aktuelle persönliche Situation kurz zusammenfassen?
Thomas: Permanent angespannt und nervös. Eine Perspektive fehlt!
FDAK: Wie geht man damit um?
Thomas: Da sind zum Beispiel die gewohnten Aufgaben, die mir im Lockdown fehlen; die gewohnte Struktur. Ich versuche das ein wenig auszugleichen, indem ich regelmäßig im Kings nach dem Rechten sehe. Ich kontrolliere Wasserleitungen und Geräte, damit auch alles läuft, wenn es wieder losgehen kann. Außerdem versende ich ab und zu über Facebook ein Lebenszeichen, damit das Kings nicht in Vergessenheit gerät.
FDAK: Wagst du eine vorsichtige Prognose?
Thomas: Die habe ich schon im Dezember gewagt, als ich sagte: Wir sehen uns zur Biergartensaison wieder. Darauf wird es wohl hinauslaufen.
FDAK: Das war sehr weitsichtig. Hast du auch den zweiten Lockdown kommen sehen?
Thomas: Überhaupt nicht! Wir waren gegen Ende des Sommers wirklich überzeugt davon, das Schlimmste überstanden zu haben. Die zweite, massive Infektionswelle und der daraus folgende zweite Lockdown waren für uns ein echter Schock. Damit hatten wir nicht gerechnet. Auch war es für mich kaum vorstellbar, dass der Staat allein wegen der immensen Kosten und den riesigen Verwerfungen in der Gesellschaft so etwas noch mal macht.
FDAK: Fast vier Monate ist das Kings jetzt – wie auch die gesamte übrige Gastronomie in Korbach – für den Publikumsverkehr geschlossen. Wie geht man als selbständiger Gastronom damit um?
Thomas: Da sind zum einen die unterschwelligen Sorgen und Ängste, die uns permanent begleiten. Wir sind in einem Alter, in dem wir allmählich an den Ruhestand denken. Durch den Lockdown schmilzen die Rücklagen mehr und mehr dahin. Das geht natürlich an die Substanz, finanziell und psychologisch. Umso mehr, je länger der Lockdown andauert. Sorgen machen wir uns aber auch um unser Team. Für die meisten ist es eine Nebentätigkeit. Der Nebenverdienst und die Trinkgelder sind Teil des regelmäßigen Einkommens. Zum anderen hat die Coronakrise aber auch Auswirkungen auf den Hauptjob und zwingt den einen oder die andere zu einer beruflichen Neuorientierung. Der Lockdown gefährdet nicht nur Unternehmer, sondern auch private Existenzen. Ob unser Team nach Ende des Lockdowns wieder vollständig zur Verfügung steht, ist noch völlig offen. Ich hoffe sehr, dass alle wieder mit durchstarten nach dem Lockdown. Wir haben ein wunderbares Team und es lief gerade so richtig schön rund; finanziell als auch menschlich!
FDAK: Seitens der Politik wurden großzügige Hilfen für die Gastronomie versprochen. Konntest du für das Kings solche Hilfen in Anspruch nehmen?
Thomas: Aus meiner Sicht hat der Staat sein Versprechen in der Hinsicht gehalten. Es gab wirklich großzügige und relativ schnelle Hilfen für das Kings. Ich habe zum Glück einen sehr guten Steuerberater, der die Anträge für mich gestellt hat. Allein hätte ich das sicher nicht hinbekommen. Die ausgezahlten Hilfen können zwar nicht alle existenziellen Probleme lösen, aber sie haben einen wichtigen psychologischen Effekt: Sie haben mir gezeigt, dass ich in dieser Krise nicht allein gelassen werde. Das gibt mir ein gutes Gefühl und dafür bin ich sehr dankbar. Die Politik hat aber die Zeit nach dem ersten Lockdown meiner Ansicht nach nicht genutzt, um eine zweite Welle mit all den Verwerfungen besser abzufedern.
FDAK: Das heißt aber nicht, dass du den weiteren Lockdown entspannt genießen kannst.
Thomas: Nein, gewiss nicht. Es nervt total und mein Laden fehlt mir sehr. Mit den Hilfen können wir zwar die laufenden Kosten für das Kings decken, aber Gesine und ich müssen ja auch unseren Lebensunterhalt irgendwie bestreiten – ohne laufende Einnahmen aus unserem Geschäft. Zu diesen existenziellen Ängsten kommt noch die Sorge vor der großen Schlussrechnung der Hilfen: Mal sehen was wieder zurückgefordert wird, wenn am Ende abgerechnet wird. Da herrscht noch große Ungewissheit und das sorgt nach wie vor für extremen Druck.
FDAK: Herzlichen Dank für dein persönliches „Lagebild“ Thomas. Wir hoffen mit Dir und Gesine auf eine frühe Biergartensaison. Haltet durch und bleibt vor allem gesund.