Für kleine Unternehmen wird es eng

INTERVIEW: Von den 50 Milliarden Euro, die seitens des Bundeswirtschaftsministeriums als Soforthilfen für kleine Unternehmen und Solo-Selbständige bereitgestellt wurden, sind laut ntv bislang lediglich 13,5 Milliarden ausgezahlt worden. Das ist weniger als ein Drittel. Gleichzeitig mehren sich Anzeichen dafür, das gerade kleine Unternehmen besonders stark unter den Folgen der Corona-Maßnahmen leiden.

Künstler, Veranstalter oder auch Gastronomiebetriebe haben extrem zu kämpfen. Laut ntv stehen in Folge der Corona-Beschränkungen viele Kleinbetriebe vor dem Aus.

Holger Hering im Interview

FreudichaufKorbach sprach mit Steuerberater Holger Hering über die Gründe für die geringe Inanspruchnahme der Soforthilfen.

Wie n-tv heute (14. Juli) berichtet, wurden bislang nicht einmal ein Drittel der bereitgestellten Corona-Hilfen für kleine Unternehmen abgerufen. Können Sie das nachvollziehen?

HOLGER HERING: Die Fördersumme von 9.000 Euro bzw. maximal 15.000 Euro für drei Monate ist für die meisten kleinen Unternehmen zu gering. Es werden nur die laufenden Fixkosten berücksichtigt. Die Umsatzeinbrüche und private Lebenshaltungskosten müssen die Unternehmer weiterhin selber tragen. Den Gang zum Jobcenter, um Hartz IV zu beantragen hat kaum ein Unternehmer gemacht. Viele meiner Mandanten, die antragsberechtigt waren, haben den Zuschuss bekommen. Allerdings es ist nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“.

Zweifellos stecken Betriebe vieler Branchen infolge des Shutdowns und der weiterhin geltenden Corona-Regeln in Schwierigkeiten. Welche Hürden sind bei der Beantragung bzw. bei der Bewilligung von Hilfsmitteln zu überwinden?

HOLGER HERING: Die Bürokratie ist wieder einmal immens hoch. Das Antragsverfahren beim Regierungspräsidenten in Kassel konnten viele Mandanten nicht selbständig durchführen. Banken verwiesen auf aktuelle Jahresabschlüsse, die im März die wenigsten vorlegen konnten. Auch die neue Corona-Soforthilfe werden die wenigsten Unternehmer in Anspruch nehmen können. Voraussetzung hierfür sind Umsatzeinbußen in den Monaten April und Mai 2020 von über 60 Prozent. Weitere Voraussetzung ist aber, dass in den Monaten Juni, Juli und August 2020 die Fixkosten erst ab einem Umsatzeinbruch von mindestens 40 Prozent teilweise ersetzt werden. Insbesondere die Gastronomie wird in diesen Monaten nicht annähernd ihre Vorjahresumsätze erreichen. Meines Erachtens werden diesen Umsatzeinbruch eher die Reisebranche sowie Event-Agenturen erwarten. Daher wird auch diese Förderung nicht die kleinen Unternehmen retten.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein? Müssen wir auch in Korbach – wie von vielen befürchtet – auf eine Welle von Insolvenzen im Herbst gefasst sein?

HOLGER HERING: Es wird sicherlich für viele Einzelunternehmer schwierig werden, die aufgelaufenen Kosten durch Stundungsanträge und Ratenvereinbarungen im Herbst oder Winter auszugleichen. Insbesondere das Weihnachtsgeschäft wird für viele Einzelhändler von so großer Bedeutung sein wie noch nie. Ich empfehle, den Korbacher Einzelhandel zu unterstützen. Alleine durch die Zuschüsse ohne das Mitwirken Aller wird es schwierig.

Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung, Herr Hering.