Die Turnierzeit hat Manni Jassmann in besonders lebhafter Erinnerung. Die Kämpfe waren oft schwerer und härter als Begegnungen in der Bundesliga. Besonders interessant waren Einladungskämpfe gegen Weltklasse-Boxer aus den USA, der damaligen UdSSR, aus Polen oder vom afrikanischen Kontinent.
1976 gewann Manni das vorolympische Boxturnier in Hemsbach. Zu den olympischen Spielen in Montreal durfte er dennoch nicht mitreisen. Der Verband hatte nur fünf Gewichtsklassen zugelassen und setzte auf etablierte Namen wie Peter Hussing oder Harald Sixt. Von da an standen für Manni nur noch A-Turniere auf dem Plan. 1980 war die Teilnahme an den Oylmpischen Spielen noch einmal zum Greifen nah. In Moskau. Da machte Manni und seinem Bruder Reinhard der Boykott einen Strich durch die Rechnung.
Start in der Oberliga
1976 trat die Korbacher Boxstaffel erstmals in der Oberliga an und schaffte, dank zweier Jassmänner in ihren Reihen, auf Anhieb den Aufstieg. Auch in der zweiten Liga gab es 1977 für Korbach nur eine Richtung: nach oben. Ganz reichte es leider nicht. Noch nicht. Am Saisonende standen die Boxer aus der Hansestadt auf dem zweiten Tabellenplatz. Hinter Worms. 1978 klappte es mit dem Aufstieg. Bundesliga.
Dass der Boxsport in Korbach eine solche Glanzzeit erleben konnte, war der Erfolg vieler. Hans Hillmann bewies als Trainer ein geschicktes Händchen. Sportreporter Werner Rabe brachte den Leserinnen und Lesern der Waldeckischen Landeszeitung das Boxen nahe. Designer Günther Vogel gab als "bird" den Veranstaltungen ein unverwechselbares Gesicht. Melkermeister Horst Steck sorgte als Masseur dafür, dass die Muskeln der Boxer geschmeidig blieben und war auch immer für eine Seelenmassage ansprechbar. Zusammen mit Manfred und Reinhard Jassmann gehörten unter anderem Manfred König sowie die Brüder Franco und Natale Scapellato zum Bundesligakader des TV Korbach. Namen, die vielen älteren Korbachern in guter Erinnerung sind.
Was Bayern-München im Fußball ist, war Bayer 04 Leverkusen 1980 in der Boxbundesliga. Busse karrten die Fans aus Korbach zu den Auswärtskämpfen nach Berlin, nach Hannover, nach Worms oder Mülheim. Wer daheimblieb, sah die Höhepunkte am Samstagabend im aktuellen Sportstudio und ausführliche Zeitungsberichte von Werner Rabe rissen selbst die mit, die sich für Boxen ansonsten wenig interessierten. Am Ende der ersten Saison im Oberhaus 1980 war ganz Korbach Vizemeister hinter Leverkusen. 1981 ebenfalls. Eng wurde es 1982. Da blieb den erfolgsverwöhnten Korbachern lediglich die Freude über den Klassenerhalt. Ein neugegründeter Verein sollte die Boxgeschichte der Hansestadt weiterschreiben. Ohne die beiden Jassmänner, standen die Chancen dafür nicht gut. Eine Handverletzung zwang Reinhard, die aktive Laufbahn zu beenden und Manni war schon 1981 ins Profilager gewechselt.
Mit Manni war Korbach wirklich erstklassig
Nach zwei Jahren in der ersten Bundesliga lohnt sich ein Blick auf die Bilanz von Manfred Jassmann. In diesem beiden Jahren hatte er fast alle seine Kämpfe gewonnen. Fast. Neben einem Remis gegen den Gelsenkirchener Dieter Weinand musste er über alle Begegenungen nur eine einzige Niederlage einstecken. Wieder gegen Dieter Weinand.
Manni hat bei keiner einzigen Bundesliga-Begegnung gefehlt. Seine Zuverlässigkeit und seine Leistungen in den wirklich erstklassigen Begegnungen zeigen, über welches Potential Manni verfügte. Ohne ihn wäre der Korbacher Traum vom Boxen höchstwahrscheinlich ungeträumt geblieben.
Heute mag das keine große Rolle mehr spielen. Aber in der Glanzzeit des Boxens in Korbach, hat „unser Manni“ seine Mitbürgerinnen und Mitbürger hautnah erleben lassen, wofür weltweit Millionen in die Kinos strömten: Manni war unser „Rocky.“
Unser Foto zeigt v.l.: Masseur Horst Steck, Reinhard Jassmann, Trainer Hans Hillmann und Manni Jassmann (Foto: Holger Nagel)