Hamels auf dem Bauernmarkt

Samstags ist Bauernmarkt in Korbach. Jeden Samstag. Auf dem Obermarkt. Schon seit 1950. Die Familie Hamel war seit damals immer dabei. Jeden Samstag.

Heute stehen Karl-Walter Hamel oder sein Sohn Rick oder beide jeden Samstag von 7 bis 12 Uhr auf dem Obermarkt und bieten frisches Fleisch, Wurstwaren, Eier, Honig und hausgemachte Nudeln an. Nicht selten als einziger Stand auf dem traditionsreichen Marktplatz.

Urgesteine des Korbacher Bauernmarktes

1963 begleitete Karl-Walter Hamel seine Mutter zum ersten Mal auf den Markt in die Hansestadt. Drei Jahre war er damals alt. Seine Mutter und der Großvater boten schon 1946 Kartoffeln und Gemüse auf dem Markt an, der damals noch vor dem Korbacher Bahnhof zu finden war.

In den 1970er Jahren verlagerte sich das Kaufverhalten mehr und mehr in die Frischeabteilungen der aufkommenden Supermärkte. Nur wenige Stände verblieben auf dem Obermarkt. Die Gärtnerei Krummel aus Meineringhausen mit Gemüse, Geflügelhändler Bender aus Usseln, ein Gemüsehändler aus Haina und natürlich Hamels. Unter ihrem Marktschirm war die Mutter von Karl-Walter Hamel in den Wintermonaten auch damals schon oft der einzige Anbieter zu Füßen der Nikolaikirche.

Im Alter von drei Jahren begleitete Karl-Walter Hamel seine Mutter 1963 erstmals auf den Korbacher Bauernmarkt.

Urgesteine des Korbacher Bauernmarktes

Das Amt für Landwirtschaft bescherte dem Bauernmarkt in den 1980er Jahren einen Aufschwung. Bis zu achtzehn Stände boten Frisches vom Land. Fünf davon hatten Wurst in ihrem Programm. Hamels zogen mit und schafften sich erstmals einen Verkaufswagen an. Was es dort gab, stammte vom eigenen Bauernhof in Meineringhausen: Kartoffeln und Gemüse. Für Wurst und Fleisch wurden Schweine aus eigener Zucht von einem Metzger geschlachtet und verwurstet.

Mit lauter Stimme verstärkte Martha Figge damals das Verkaufsteam in Hamels Verkaufswagen. Viele Kunden kamen vor allem wegen der Vollblutverkäuferin. Von Martha lernte Karl-Walter Hamel ab 1983 an vielen Samstagen, wie wichtig Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft waren und worauf es beim Umgang mit den Kunden ankam.

Gutes vom Land aus der Nachbarschaft

Seit 2000 stammt die beliebte und weithin bekannte rote Wurst aus eigener Schlachtung. Damals bescherte das neu errichtete Schlachthaus dem heimischen Hof einen Aufschwung. Auf den Korbacher Wochenmarkt ging es weiterhin. Allerdings ohne Martha, die sich inzwischen zur Ruhe gesetzt hatte. An Marthas Stelle stand Tochter Tabea schon mit zehn Jahren im Verkaufswagen. Vor allem in Bad Wildungen machte sich das Ass im Kopfrechnen schnell einen Namen. Als ein Marktkunde Tabeas Verkaufstalent in höchsten Tönen lobte, merkte Karl-Walter Hamel nur an: „So gut kann sie nun auch wieder nicht sein. Sie haben ja gar nichts gekauft.“ Der Kunde ließ sich nicht lumpen und schenkte Tabea zehn Euro mit den Worten: „Deinem Vater gibst du davon aber nichts ab.“

Marktgeschehen ist Familiensache

Auf dem Korbacher Bauermarkt steht mit dem Sohn der Familie die nächste Generation in den Startlöchern. Schon seit er vierzehn ist, lernt Rick von seinem Vater, was der von Martha gelernt hat. Der angehende Metzger ist ein guter Handwerker und steht seiner Schwester im Kopfrechnen kaum nach. Bei den Kundinnen und Kunden kommt Rick inzwischen ebenso gut an, wie das Warenangebot aus Meineringhausen.
Vor allen in der kalten Jahreszeit ist der Marktwagen aus Meineringhausen einziger Anlaufpunkt. Aber was für einer. Der Markt selbst mag in den letzten Jahren schwer gelitten haben. Bei Hamels sind die Umsätze gestiegen. Treue Stammkundschaft weiß die Qualität des Angebotes zu schätzen.

Treue Stammkunden und handwerkliche Qualität

Als leidenschaftlicher Markthändler ist Karl-Walter Hamel zuversichtlich, dass auch der Korbacher Bauernmarkt wiederbelebt werden kann. Dass es möglich ist, zeigt neben vielen Beispielen aus anderen Städten auch der kleine Mittwochsmarkt, der einmal monatlich in der Prof.-Bier-Straße stattfindet. Regionale Wochenmärkte haben Konjunktur. Das Bewusstsein für handwerkliche Qualität und Produkte heimischer Herkunft wächst stetig. Die Hoffnung geben Rick und Karl-Walter Hamel jedenfalls nicht auf. Ihren Stand am Obermarkt erst recht nicht. „Das ist mehr als nur ein Geschäft für uns“, verrät das Urgestein Korbacher Marktgeschichte, „wir freuen uns jeden Samstag darauf, unsere Stammkunden wiederzusehen und auch neue sympathische Kunden am Verkaufswagen zu bedienen.“

Rick Hamel, Sigrid Reich und Karl-Walter Hamel sind Marktbeschicker aus Leidenschaft.