Am Dackel scheiden sich bekanntlich die Geister. Von „Ach wie niedlich“ bis „kurzbeinige Laufwarze“ – das Spektrum der Meinungen ist sehr, sehr weit... Warum also ausgerechnet ein „Korbacher Dackel“? Naja, sagen die Korbacher, der ist eben etwas richtig Besonderes. Nicht umsonst ist er das inoffizielle Wappentier der Stadt – und das offizielle des Nationalen Geoparks GrenzWelten, der sich rund um Korbach zwischen Sauerland und den Kasseler Bergen erstreckt.
Jetzt ist das aber so eine Sache mit dem Korbacher Dackel. Zunächst einmal ist er seit rund 250 Millionen Jahren tot. Und wenn man es genau nimmt, ist er eigentlich auch gar kein Dackel, sondern ein „Säugetierähnliches Reptil“. Nur die Größe stimmt in etwa: Ungefähr 60 cm lang wird er gewesen sein und wackelte ganz dackelähnlich auf kurzen Beinchen durchs Leben. Aber da muss doch noch mehr sein, schließlich sind Wissenschaftler weltweit begeistert von dem kleinen Kerl. Was ist also das Besondere am Korbacher Dackel?
Zunächst einmal hat er einen „richtigen“ Namen, nämlich „Procynosuchus“. Das ist lateinisch und bedeutet in etwa „Zum-Hund-hin-Echse“. Womit die erste Besonderheit schon im Namen steckt: Der kleine Kerl vereint Merkmale der – evolutionsgeschichtlich betrachtet – „ursprünglichen“ Reptilien und der „fortschrittlichen“ Säugetiere. Damit ist er ein Mosaiktier – ein Bindeglied in der Evolution, so wie auch der berühmte Urvogel Archaeopteryx, der Dinosaurier und Vögel verbindet.
Die zweite Besonderheit ist, dass seine Knochen nur noch im südlichen Afrika gefunden wurden. Korbach ist der einzige Nachweis auf der Nordhalbkugel. Wissenschaftler haben damit einen Beweis für die Existenz von Pangäa, einem Riesenkontinent aus der Zeit, als Europa, Afrika und alle anderen heutigen Kontinente auf der Erde noch verbunden waren.
Und schließlich ist die Fundstelle, in der die Knochen des Korbacher Dackels gefunden wurden, selbst eine Besonderheit: Es ist die „Korbacher Spalte“, die älteste Fossilspalte Europas! Sie entstand durch ein Erdbeben in einer wüstenartigen Ebene am Rand des Zechsteinmeeres – ja richtig gehört, vor 250 Millionen Jahren lag Korbach mal am Meer! Sturzfluten, durch seltene Regengüsse in der Wüste hervorgerufen, spülten den Wüstenstaub zusammen mit Knochen von verendeten Tieren in die Spalte. Hier wurden sie bis heute konserviert: Nicht nur unser „Dackel“, sondern auch Vorfahren von Dinosauriern und heutigen Reptilien. (pr.)
Also: In Korbach kann man auf den Hund kommen und sogar noch viel dabei lernen. Am besten bei einem Besuch vor Ort:
Korbacher Spalte und GeoFoyer Kalkturm Korbach
Frankenberger Landstraße 22, 34497 Korbach
www.korbacher-spalte.de
Wolfgang-Bonhage-MUSEUM KORBACH
Kirchplatz 2, 34497 Korbach
www.museum-korbach.de