Manni Ozabrick: Zufrieden aber skeptisch

KIOSK NIEFHOFF-OZABRICK. Der Kiosk in der Bahnhofstraße ist das „Fenster“ zur Innenstadt. Was der Lockdown für Korbachs City bedeutet, kann Manni Ozabrick jeden Tag verfolgen. Wie er den Lockdown erlebt und die Situation in der Fußgängerzone „sieht“, darüber sprach Manni mit FreudichaufKorbach.

Interview

Manni Ozabrick

FDAK: Manni, dein Kiosk gehört zu den wenigen Betrieben in der Fußgängerzone, die auch während des aktuellen Lockdowns geöffnet sind. Wie würdest du die Situation deines Geschäfts im Augenblick beschreiben?

MANNI: Ich kann zufrieden sein. Mein Angebot zählt zur Grundversorgung und so darf ich wenigstens öffnen. Es ist natürlich nicht schön, dass so viele nicht offen haben. Da ich meine Arbeit gerne mache, kann ich mich noch glücklich schätzen, dass ich weitermachen darf.

FDAK:  Fühlt sich der aktuell andauernde Lockdown für dich anders an, als der im Frühjahr 2020?

MANNI: Ja, das liegt allein schon am Wetter. Im Frühjahr schien die Sonne und die Leute haben es recht locker genommen. Viele spazierten auch einfach nur mal so durch die Innenstadt und sorgten für etwas Betrieb. Jetzt kommen fast alle nur ganz gezielt in die Stadt und sind auch rasch wieder weg. Die Menschen sind jetzt auch viel disziplinierter, tragen Maske und achten stärker auf die Hygieneregeln als im letzten Frühjahr.

FDAK:  Du hast viele Stammkunden. Wie reagieren die Menschen, die bei dir einkaufen, auf die derzeitige Situation in der Innenstadt? Wie nimmst du die Stimmung wahr?

MANNI: Ganz anders als im ersten Lockdown. Da war die Stimmung noch relativ locker. Wenn ich heute mit meinen Kundinnen und Kunden spreche, merke ich schon deutlich, dass die Stimmung allmählich kippt. Die Leute haben mehr und mehr die Nase voll. Ich höre von psychischen Belastungen, mit denen einige zu kämpfen haben. Vor allem viele Kinder sind ganz schlimm dran, das ist immer wieder Thema in den Gesprächen. Ich höre auch von der angespannten Situation zu Hause in den Familien. Da liegen bei einigen die Nerven blank, weil die ganze Situation unbefriedigend ist.

FDAK:  Du hast die regionale und internationale Presse in deinem Sortiment. Findest du deine persönlichen Erfahrungen auch in den Schlagzeilen wieder?

MANNI: Inzwischen schon. Alle großen Tages- und Wochenzeitungen spiegeln oft ein Bild wider, dass dem entspricht, was ich hier um mich herum wahrnehme.

FDAK: Dazu gehört vermutlich auch die Diskussion über die Zukunft der deutschen Innenstädte. Wie schätzt du die Situation der Korbacher Innenstadt ein?

MANNI: Für viele Geschäfte in Korbach ist das sicher eine ganz schlimme Situation. Ich hoffe, dass die Umsatzeinbußen durch staatliche Hilfen wenigstens zum Teil ausgeglichen werden. Sorgen mache ich mir im Großen und Ganzen um die Innenstadt und den Einzelhandel. Wie wird das Einkaufsverhalten danach sein? Mehr Internethandel und größeres innenstadtrelevantes Warenangebot im Discounter? Ich setze auf die Verbundenheit der Kundinnen und Kunden zu ihrem stationären Einzelhandel in Korbach.

FDAK: Du hast zwar geöffnet, aber die schwache Frequenz in der Fußgängerzone wirkt sich doch bestimmt auf deine Umsätze aus.

MANNI: Natürlich spüre ich auch den Frequenzverlust im Geschäft. Trotzdem schauen viele regelmäßig vorbei und kaufen bei mir ein. Dafür kann ich mich nur von ganzem Herzen bei allen Kundinnen und Kunden bedanken.

FDAK:  Vom Geschäft und der Innenstadt einmal abgesehen, Manni: Was vermisst du persönlich am meisten durch den Lockdown?

MANNI: Vor allem die Freunde und die persönlichen Kontakte. Ich würde gerne mal wieder Essen gehen oder Leute in der Kneipe treffen. Menschen umarmen und gemeinsam feiern. Einfach mal wieder ein bisschen mehr Normalität. Das wünsche ich mir sehr.

FDAK: Damit bist du ganz sicher nicht allein, Manni. Herzlichen Dank für deinen Blick auf die Innenstadt und den Lockwohn. Halte durch und bleib gesund!