50 Jahre Boxen in Korbach

Vor genau 50 Jahren traf sich im Waldecker Berg eine Handvoll junger Männer, um die Fäuste fliegen zu lassen. So hatten sie sich das gedacht und ihre Absichten war höchst ehrenwert. Rein sportlicher Natur.

Mit Hans Hillmann fing alls an

Ein Jahr zuvor hatte Dieter Kottysch 1972 bei den Olympischen Spielen in München die Goldmedaille gewonnen. Im Boxen. Diesen Erfolg hatte er auch seinem Trainer Hans Hillmann zu verdanken. Der Sportlehrer war ebenso wie Dieter Kottysch ein Nordlicht. 1972 suchte der Landkreis Waldeck einen neuen Kreissportbeauftragten. Das kam Hans Hillmann wie gerufen und umgekehrt war es genauso. Landrat Dr. Karl-Hermann Reccius und Sportkreisvorsitzender Hans Marowski, kurz »Mao« genannt, begriffen sofort, wen ihnen der Wind da ins Korbacher Kreishaus geweht hatte. Sie boten Hans Hillmann über die übliche Vergütung hinaus auch weitgehend freie Hand. Das war quasi der Gong. Hans Hillmann holte zum großen Schlag aus.

Das Boxen lag ihm. Hillmann war Juniorenmeister, schleswig-holsteinischer Meister und als Soldat sogar Nato-Meister. Erfolge, von denen man in Korbach nur träumen konnte.

Mit dem Boxsport sah es in und um Korbach zu jener Zeit eher mau aus. Das fand auch der Sportredakteur der Waldeckischen Landeszeitung. Werner Rabe trommelte kräftig für die Idee des neuen Kreissportbeauftragten und brachte den Korbachern den Boxsport nahe.

Im Waldecker Berg wurde trainiert. Gefeiert wurde meist in der "alten Badeanstalt". Grund dafür gab es seit 1973 reichlich. Gäste auch. Gerne stießen Boxer aus anderen Bundesligavereinen mit Jassmann & Co. an. (Foto: Holger Nagel)

Training im Waldecker Berg

Rund acht Neugierige fanden sich zum ersten Training ein. Unter denkbar spartanischen Bedingungen. Ausrüstung? Minimal. Boxring? Null. Nicht einmal eine Halle stand den Boxneulingen und ihrem Trainer zur Verfügung. Die Geburt des Boxsports in Korbach fand deshalb im Waldecker Berg statt. Im Stadtwald gab es sogar bescheidene Sportgeräte. Vielleicht war der »Trimm-Dich-Pfad« der Grund dafür, dass Hans Hillmann den Waldecker Berg kurzerhand zur Sporthalle erklärte.

Die Anfänger mussten erst einmal fit gemacht werden. Dazu trieb Hans Hillmann seine Truppe bergab, am liebsten aber bergauf, durch das kleine Naherholungsgebiet. Erholsam war das ganz sicher nicht. Wer die Steigerungsläufe überstanden hatte, durfte sich im Schattenboxen üben, bis er den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah.

Boxen ist in Korbach bis heue lebendig

So fing es damals an. Das Boxen in Korbach und dann ging es Schlag auf Schlag. Manfred und Reinhard Jassmann und viele andere machten ihre Heimatstadt nicht nur in der Boxwelt berühmt.

Heute halten Reinhard Jassmann und Sohn Mario ihren Sport in Korbach hoch. Während sich Reinhard als Trainer um den Boxnachwuchs kümmert, holt Mario Jassmann als Profi einen Sieg nach dem anderen nach Hause.

Reinhard Jassmann, Hans Hillmann und Manfred Jassmann (Foto: Holger Nagel)

Mario Jassmann bei seiner erfolgreichen Titelverteidigung im Oktober in der Kreissporthalle. (Foto: D. Worobiow)

Wie kam das Boxen in den 1970er Jahren überhaupt nach Korbach? Kerstin Kleine traf sich 2019 für ein STADTGESPRÄCH mit einem Urgestein dieses Sports in Korbach: Hans Hillmann feierte kurz vor diesem Interview seinen 80. Geburtstag.

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